Zur Geschichte
des Parforcehorns
Wer heutzutage ein philharmonisches Konzert besucht, der wird sich bei dem Anblick der dort geblasenen
Ventilhörner (Waldhörner) nicht unbedingt bewusst sein, dass diese modernen Hörner ursprünglich von historischen
Jagdhörnern abstammen, von dem Parforcejagdhorn und dem Vorläufer dieses Hornes, der französischen Trompe
de Chasse.
Diese Hörner hatten ihre Blütezeit vom 17. bis 19. Jahrhundert, zunächst ausschließlich in Frankreich, wo sie zur
Verständigung während der berittenen Jagd (Parforcejagd) eingesetzt wurden. Nach Beendigung der Jagden
dienten sie dann zum Musizieren auf den Festen der königlichen Schlösser. Durch Anton Graf von Sporck kam
das Parforcehorn über Böhmen nach Österreich und Deutschland.
Der raue, harzige und schmetternde Ton der Trompe de Chasse wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts durch
eine modifizierte Bauart in den im deutschsprachigen Raum so beliebten, romantischeren “Wiener Ton” verändert.
Die heutigen Hörner sind Nachbauten aus dieser Zeit und stehen in den Tonarten “ES” oder “D”, seltener in “F”.
Das Horn in “ES”, mit einer Gesamtlänge von 4,35 m, wird von den Parforcehornbläsern Sprendlingen verwendet.
Diese Naturtöne werden ausschließlich durch unterschiedliche Lippenspannung erzeugt. Ventile sind nicht
vorhanden. Neben den Naturtönen können durch “Stopfen” auch zusätzliche Töne erzeugt werden. Dies erfordert
jedoch eine ausgefeilte Technik und ein geschultes Gehör.
Die derzeit aufgeführten Hubertusmessen enthalten eine Vielzahl ungewöhnlicher Akkorde, die durch “Stopftöne”
erst möglich werden.
Zum
Geleit
Schon im Mittelalter hat sich der Brauch herausgebildet, am 3. November, dem "Hubertustag", eine feierliche
Messe zu Ehren des heiligen Hubertus zu lesen. Die Kirche wurde mit dem Grün der Wälder geschmückt und
die Jäger kamen mit ihrem Jagdgerät und oft sogar mit ihren Hunden zum Gottesdienst. Die liturgische Musik
war zunächst Aufgabe von Priester, Chor und Orgel. Mit dem Aufkommen der Metallhörner als Jagdinstrumente
(17. Jahrhundert) war es naheliegend, auch das Horn mit in die Kirche zu nehmen und damit den Gottesdienst
zu gestalten.
Uns Jägern soll der Klang der Jagdhörner in diesem Gottesdienst Mahnung sein, verantwortlich und besonnen
über Leben und Tod der uns anvertrauten Kreatur zu walten und stets den Schöpfer im Geschöpf zu ehren.
Wir über uns
Die Anfänge der Parforcehorngruppe Sprendlingen gehen weit zurück. Bereits im Jahre 1968 fanden sich einige
Jäger um Roderich Schoeler sen. aus Sprendlingen/Rhh. zusammen, um bei feierlichen Anlässen und Beerdigungen
in traditioneller Weise das Fürst Pless-Horn erschallen zu lassen.
Die „grauslichen“ Klänge der ersten Auftritte ließen den festen Entschluss aufkommen, sich regelmäßig zu
Übungsstunden bei Lothar Pfeil zu treffen. Schon bald stellten sich die ersten Erfolge ein und man war in der Lage,
Jagdsignale und einfache Märsche in hörenswerter Weise vorzutragen.
Im Jahre 1980 erfolgte der erste Auftritt beim rheinland-pfälzischen Landeswettbewerb in Annweiler/Trifels in der
Wertungsklasse C.
Kontinuierliche und systematische Probenarbeit führte letztlich in den Jahren 1987 und 1988 zu den größten Erfolgen
der Jagdhornbläsergruppe Sprendlingen: in der Wertungsklasse A errang die Gruppe den 1. Platz beim Landes-
bläserwettbewerb im Saarland und bei der Bundesmeisterschaft der Jagdhornbläsergruppen im hessischen
Kranichstein den 6. Platz.
Es folgte im Jahr 1988 die Erringung der Landesmeisterschaft beim rheinland-pfälzischen Landeswettbewerb.
Der Meisterschaftstitel stellte schließlich eine Zäsur in der weiteren Probenarbeit dar.
Einige Bläser hatten bereits erste Erfahrungen mit dem damals noch recht seltenen „Es-Horn“ gemacht und
erweiterten ihre Fertigkeiten mit gemischten Stücken aus Parforce- und Plesshörnern in B durch regelmäßige
Teilnahme an Parforcehornkursen bei Reinhold Stief. Zusammen mit weiteren Parforcehornbläsern aus der Region
gelang es, die ersten Hubertusmessen zu gestalten.
Im Jahre 1990 übernahm Hans-Joachim Becker die musikalische Leitung der noch jungen Parforcehorngruppe
und formte sie zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des kulturellen Angebotes in Rheinhessen und
Umgebung. Einer der Höhepunkte war zweifellos die Uraufführung einer eignen Hubertusmesse am 11. Nov. 1993
aus der Feder des musikalischen Leiters.
Die Begeisterung der aktiven Bläser ließ es zu, dass nun auch Naturhornstücke mit hohem Schwierigkeitsgrad
einstudiert werden konnten. So besteht das Repertoire zum großen Teil aus Originalkompositionen bekannter
französischer Komponisten, nicht zuletzt die Hubertusmessen von Tyndare, Rochare, Sombrun und Cantin.
Seit 2009 kommt auch eine Hubertusmesse mit durchkomponierter Orgelstimme zur Aufführung, was von den
Gottesdienstbesuchern begeistert aufgenommen wird.
Die Zusammenarbeit mit Wilhelm Bruns, Leiter der Naturhornakademie Bad Dürkheim, hat sehr zur Verbesserung
der bläserischen Fertigkeiten beigetragen. Seine fundierten Kurse haben neue Möglichkeiten aufgezeigt und jeden
Bläser hoch motiviert in die Gruppenarbeit zurückkehren lassen.
Letztlich wurde durch die ständige Fortbildung auch die Instrumentenwahl beeinflusst. So werden heute überwiegend
hochwertige Parforcehörner verwendet, die in spezialisierten Manufakturen, nach historischem Vorbild, handwerklich
hergestellt werden.
Leider mussten wir am 16.03.2019 von Hans-Joachim Becker, unserem langjährigen Bläserkameraden und
Hornmeister, Abschied nehmen. Wir haben Ihm viel zu verdanken, zahlreiche Arrangements für das
Parforcehorn in Es-Dur, sowie eine eigene komponierte Hubertusmesse (siehe unter Repertoire / Mehr Infos).
I M P R E S S U M
Parforcehornbläsergruppe Sprendlingen
Anschrift (Obmann):
Carsten Simon
St.-Johanner-Straße 12
55576 Sprendlingen
e-mail: cs.post@t-online.de
www.parforcehorngruppe-sprendlingen.de